Leder
ist eine durch Gerbung haltbar gemachte Tierhaut, deren natürliche
Faserstruktur weitgehend erhalten ist. Grundsätzlich muss zwischen den
Begriffen Leder und Pelz (Pelzfell) unterschieden werden.
Leder
wird meist aus der Lederhaut (anderer Name Dermis) genannten Hautschicht
gewonnen. Diese gliedert sich ihrerseits in die nach außen liegende, der
Lederoberfläche ihr glattes Aussehen gebenden Papillarschicht und die
darunter liegende, für die mechanische Festigkeit verantwortliche
Retikularschicht. Während z. B. Spaltleder nur aus der Retikularschicht
besteht, werden beispielsweise Skivers, das sind sehr dünne Schafleder,
fast nur von Papillarschicht gebildet.
Pelzfelle enthalten neben der Lederhaut noch die haarbildende Oberhaupt
oder Epidermis.
Die
Körperhülle von Rind, Ross, Büffel, Esel, also alles von größeren Tieren
und auch die vom Schwein wird im rohen ungegerbten Zustand ebenso wie
als Leder als Haut bezeichnet. Die Hülle von kleineren Tieren wie z. B.
Kalb, Ziege, Schaf, etc. wird grundsätzlich Fell genannt. Sind nach der
Gerbung die Oberhaut und Haare noch erhalten, spricht man von Pelz oder
Pelzfellen.
Nach
dem Abzug liegen die Häute und Felle meist Flach vor. Bei kleinen
Tieren, vor allem bei Pelzfellen, wird die Haut manchmal als Balg
abgezogen. Sie liegt dann in einer schlauchförmigen Form vor.
Eigenschaften und Qualität
Leder
ist ein geschmeidiges, zähes, relativ festes, haltbares und vielseitiges
einsetzbares Material. Es ist relativ undurchlässig für Wasser, trotzdem
ist es atmungsaktiv, d. h. ausreichend durchlässig für Luft und
Wasserdampf.
Für
die technische Beschreibung und Qualitätsbeurteilung von Leder sind die
Dichte (spezifisches Gewicht), die Zugfestigkeit, die Dehnbarkeit, die
Bruchfestigkeit des Narbens, die Wasser- und Luftdurchlässigkeit, die
Lichtbeständigkeit und die Schrumpfung entscheidend. Neben diesen
physikalischen Werten werden auch chemische Werte wie Fettgehalt,
Schrumpfungstemperatur im nassen Zustand, Gerbstoffgehalt, Waschbarkeit,
Säuregehalt, etc. beurteilt. Für die chemischen und physikalischen
Parameter gibt es für die meisten Lederarten entsprechende Richtwerte.
Schwer
oder gar nicht messbar sind Eigenschaften wie Weichheit, Struktur und
Griff und auch die Optik. In der Praxis sind diese Eigenschaften für
eine Entscheidung ob, und welches Leder verwendet wird oft ebenso
wichtig wie die technischen Parameter.
Moderne
Leder
hat früh auch eine Bedeutung im Bereich der Bekleidung erreicht, wie es
z. B. die Cowboys zeigen, die das Leder aufgrund seiner Resistenz gegen
Wind und Wetter bevorzugten. Auch die ersten Piloten- und
Motorradfahrerhelme waren aus diesem Material. Außerdem wurde die
Lederbekleidung oft mit den Heavy-Metal-Gruppen assoziiert wie z. B. den
Scorpions.
Verwendung
Leder
und Pelz gehören zu den ältesten von der Menschheit verwendeten
Materialien, zusammen mit Holz, Stein und Wolle. Neben Schuhen und
Lederbekleidung werden Erzeugnisse aus Leder als Lederwaren oder
Portefenilles bezeichnet. In der Geschichte wurde Leder auch für Waffen
und Geräte verwendet. Verschiedene Holzgegenstände wurden mit Leder
überzogen, wie z. B. Truhen und kleinere Kästen. Auch Würfelbecher
bestanden meist aus Leder, ebenso wie die ersten Eimer.
Pergament ist eine bearbeitete aber ungegerbte Tierhaut, die seit dem
Altertum als Beschreibstoff verwendet worden ist. Es ist damit ein
Vorläufer des Papiers.
Die
nordamerikanischen Indianer verwendeten Leder für die Bekleidung oder
als Zelt (Tipi).
Für
die Herstellung von Leder kann jede tierische Haut verwendet werden. Das
Ausgangsmaterial ist oft entscheidend für die Qualität des Leders. Von
allen weltweit verarbeiteten Häuten stammen über 95 Prozent von Rindern,
Kälbern, Schafen, Ziegen und Schweinen, sie sind quasi ein Abfallprodukt
der Lebensmittelindustrie. Insbesondere Rinderhäute lassen sich für die
unterschiedlichsten Verwendungen einsetzen.
Daneben finden sich Leder aus Häuten exotischer Tiere und - eher selten
– anderen Ursprungs. Vor allem die Schuh-, Handtaschenproduktion und
auch andere Modebranchen haben exotische Quellen entdeckt. Dazu gehören
Krokodile, Wild (Hirsch, Reh), Bison, Büffel, Känguru, Strauß, Fische
(Aalleder) und Schlangen. Besonders Krokodilleder und Schlangenhäute
waren eine Zeitlang sehr in Mode, was fast zur Ausrottung dieser
Tierarten führte. In den 1970er Jahren wurden vor allem Strauße
gezüchtet, deren Fleisch und Leder vielseitig eingesetzt worden ist.
Straußenleder gilt als sehr fein und sehr haltbar, es wird immer noch zu
modischen Artikeln verarbeitet. Känguru-Leder wird oft für
Motorradhandschuhe verwendet, für die es aufgrund seiner Stärke und
Dehnungsfähigkeit eher geeignet ist als Kuh- oder Rindsleder.
Herstellung
Die
Inuit (Eskimos) stellten ihr Leder auf eine besondere Weise her. Die
Häute wurden gewackelt und dann mit den Zähnen gekaut, bis sie
vollkommen geschmeidig und weich geworden sind.
Bei
der Gerberei wird aus verderblichen, den natürlichen Abbauprozessen
ausgesetzten Häuten ein dauerhafteres Produkt geschaffen. Die Häute
werden zunächst in Salz oder durch Trocknen konserviert. In
verschiedenen Prozessen der Wasserwerkstatt wie der Weiche, dem
Enthaaren (Äschern) und Entfleischen (mechanische Entfernung des
Unterhautbindegewebes), dem Entkalken und der enzymatischen Beize, wird
die Haut auf die eigentliche Gerbung vorbereitet. Die gewünschten
Ledereigenschaften werden bei diesen Arbeitsschritten schon wesentlich
beeinflusst. Bei der eigentlichen Gerbung erfolgt die Unwandlung der bis
dahin rohen Haut in Leder. In der Gerberei können verschiedene Rohstoffe
eingesetzt werden. Bei der pflanzlichen Gerberei werden Gerbstoffe in
Eichen- oder Fichtenrinden, Auszüge aus Quebracho-, Kastanien- oder
Eichenholz, Mimose-, Sumach- und andere Holz- bzw. Rindengerbstoffe
verwendet. Bei der Mineralgerbung werden Chromsalze, Aluminiumsalze
Alaun und Zirkonsalze angewendet. Erfolgte dies früher hauptsächlich in
gemauerten Gruben mit wenig Bewegung, werden diese Prozesse heute in
drehbaren Fässern aus Holz, Edelstahl, oder Kunststoff durchgeführt. Der
Aufbau ist ähnlich wie bei einer Waschmaschinentrommel, aber mit einem
Fassungsvermögen von mehreren Kubikmetern.
Die
gegerbte Haut hat nach dem Gerben eine raue und eine glättere Seite. Die
raue wird als Fleischseite (Aasseite) bezeichnet, da sie ursprünglich
dem Fleisch zugewandt war. Die glatte wird als Narben bezeichnet und
weist die arttypische Oberflächenstruktur auf. Diese Narbenseite kann in
verschiedenen Verfahren ihrem Verwendungszweck angepasst werden. Dabei
kommen chemische und mechanische Prozesse in Frage.
Nachgerbung, Färbung, Fettung
Grundlegende Ledereigenschaften wie Weichheit oder Fülle entstehen durch
die Arbeiten der Wasserwerkstatt und durch die Gerbung. Die
Nachbehandlung mit Gerbstoffen (Nachgerbung), Farbstoffen und
Fettungsmitteln legt die Eigenschaften für den speziellen
Verwendungszweck des fertigen Leders fest. Insbesondere bei der
Mineralgerbung bestimmen diese Arbeitsschritte die späteren
Ledereigenschaften, dies sind vor allem Weichheit, Dehnbarkeit, Fülle,
Wasseraufnahme und Färbbarkeit.
Die
natürliche Farbe des Leders hängt vom Gerbmittel ab. In der Lohgerberei
erhält man rötliche- bräunliche Töne, in der Weißgerberei weißes, in der
Chromgerbung blaugrünes und mit Fettgerbstoffen gelbliches Leder, unter
anderem deshalb wird Leder oft gefärbt.
Das
Färben war bereits den Ägyptern bekannt, wo das Leder noch kostspielig
mit Purpurschnecken gefärbt wurde. Bis etwa 1860 war der Färbung auf
Naturrohstoffen ausgewiesen, heute werden fast ausschließlich
Anilinfarbstoffe verwendet. Es wird zwischen sauren, Substantiven,
basischen, Entwicklungs- und Schwefelfarbstoffen unterschieden. Die
Färbung erfolgt hauptsächlich in der Flotte in Fässern, kann aber auch
durch Spritzen, Bürsten oder auf Walzenauftragsmaschinen durchgeführt
werden. Gefärbtes Leder wird entweder durchgefärbt oder
oberflächengefärbt. Die verwendeten Farbstoffe gehen eine chemische
Bindung mit dem Leder ein und beeinträchtigen nicht den natürlichen
Oberflächecharakter. Erhalten diese Leder keine oder nur eine geringe
Beschichtung (Trockenzurichtung), werden sie als Rein- Anilinleder
bezeichnet. Komplett anilingefärbtes Leder hat auf der Ober- und der
Unterseite die gleiche Farbe, Kratzer oder Abnutzung fallen dadurch
weniger auf Stärker beschichtetes Leder wird als semianilin, oder wenn
die Beschichtung mit deckenden Pigmenten versetzt ist, als gedecktes
Leder bezeichnet.
Oberflächenbehandlung
Durch
die Oberflächenbehandlung der Narbenseite kann Leder bestimmte Effekte
erhalten. Es kann glänzend oder matt werden. Auch die
Widerstandsfähigkeit der Oberfläche kann wesentlich verbessert werden.
Die Behandlung erfolgt heute hauptsächlich mit umweltfreundlichen,
Wasserverdünnbaren Bindemitteln, Pigmenten und Additiven. Der Auftrag
erfolgt in mehreren Schichten durch Spritzen, Gießen oder über
Walzenauftragsmaschinen (Rollercoater). Die Schichten werden durch
Bügeln, Polieren oder Glanzstoßen geglättet und fest auf dem Leder
verankert. Durch Krispeln, Prägen, Perforieren oder Chagrinieren kann
dem Leder eine künstliche Oberflächenstruktur verliehen werden. Auch
Lackleder, bei dem ein Öllack, ein Kaltlack oder ein Folienlack auf die
Lederoberfläche aufgetragen wird, gehört mit zu den Veredelungen der
Lederoberfläche. Wird die Fleischseite geschliffen und als sichtbare
Oberfläche verwendet, erhält man ein Rauhleder. Bei Nubukleder wird die
Narbenseite mit feinem Schleifpapier angeschliffen.
Lederdekoration
Leder
in seinen vielschichtigen Anwendungsbereichen, kann nach der
Verarbeitung auch vielfältig dekoriert und geschmückt werden. Leder kann
bemalt, neu eingefärbt werden. Mit heißen Stempeln kann man ein Muster
im Blinddruck (Gaufrage) oder auch in Gold oder anderen Farben
aufbringen. Bei den Ägyptern waren Verzierungstechniken wie
Ausschneiden, Ritzen, Unterlegen, Flechten, Schneiden, Punzen, Sticken
und andere Applikationen gebräuchlich. In der Buchbinderei kennt man
auch die Technik des Lederschnitts. Leder kann auch durch Pressen und
durch Druck reliefartig geformt werden.
Herkunft der Haut
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Fischleder (von Hai, Rochen, Dorsch, Aal)
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Känguruleder
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Krokodilleder
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Lammleder
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Rindsleder, Kalbsleder
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Hirschleder
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Pferdeleder
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Schlangenleder
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Schweinsleder
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Seehundleder
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Straußenleder
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Ziegenleder, Zickelleder (vom Zicklein)
Schäden
Leder
kann – wie jedes Material – durch eine konstante Nutzung geschädigt
werden. Dazu gehören Schäden wie Einrisse, Abrieb, Flecken,
Wasserränder, usw. Oft findet man bei Ledern auch Risse in der
Oberfläche, die durch eine zu hohe Trockenheit oder auch einen zu hohen
Fettgehalt im Leder ausgelöst worden sein können.
Lederaufbewahrung
Wertvolle Lederobjekte sollten sorgfältig aufbewahrt werden. Dazu gehört
ein Schutz vor der energiereichen Sonnenbestrahlung, vor Staub, Schmutz
und Nässe. Bei einer höheren Feuchte fördert man die Schimmelbildung.
Dabei sollte ein angemessener Luftaustausch gewährleistet sein. |
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Wir verwenden
ausschließlich fettgegerbtes (semisch) Leder. Der Vorteil ist eine hohe
Hautverträglichkeit, der Nachteil, das Leder ist pflegeintensiv. Bei uns
wird das Leder mit Erdfarben gefärbt.
Aber auch Rohhaut wird von uns
verarbeitet. |
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